Aus dem Leben unseres Altmeisters
FRITZ AICHELE

Fritz Aichele wurde am 22. Juni 1866 in Regensburg geboren. Schon von Jugend auf beschäftigte er sich mit den Tieren, speziell die Kaninchen erfreuten sich seiner ganzen Zuneigung. Und was ihn in seiner Kinderzeit begeistert hatte, das hielt ihn sein ganzes Leben hindurch in Bann. Es war bestimmt kein Zufall, dass Fritz Aichele den Grundstein für den Verband Bayerischer Kaninchenzüchter legte und mehrere Vereine gründete. Sein Idealismus, eine glänzende rednerische wie organisatorische Gabe befähigten ihn zum Aufbau des heute so starken Verbandes. Auch das Bewertungswesen verdankt dem Altmeister ungeheuer viel. Aichele war mit dabei, den ersten deutschen Einheitsstandard aus der Taufe zu heben. Er erkannte rechtzeitig die ungeheuren wirtschaftlichen Werte der Kaninchenzucht und betrachtete als eine der wichtigsten Aufgaben die Erfassung und Verwertung der Produkte.
Auf seine Initiative geht die Gründung zahlreicher Frauengruppen in Bayern zurück, das Abhalten von Pelz-Nähkursen und die schon frühzeitig in Bayern einsetzende Schulung der Preisrichter.

Als Züchter wie als Preisrichter machte sich Aichele sehr rasch einen bekannten Namen. Bei einer Jubiläumsausstellung in Wien 1898 errang er mit einem Kreuzungstier - dem Stammvater unserer Blauen Wiener - bereits die Große Silberne Medaille und auf fünf weitere Tiere die Landwirtschaftsmedaille. 1902 leitete er die 6. Deutsche Bundesausstellung in Regensburg. Was Fritz Aichele während seiner jahrzehntelangen Züchtertätigkeit geleistet hat, wird immer Vorbild für alle Kaninchenzüchter sein. Neben dem KZV Regensburg gründete er 1897 den Kreisverein Oberpfälzer Kaninchenzüchter und nach der Organisierung des Verbandes fungierte er als Mitbegründer des Reichsverbandes Deutscher Kaninchenzüchter. Der ihm verliehene Ehrenvorsitz des Landesverbandes Bayerischer Kaninchenzüchter und die Ehrenmitgliedschaft verschiedener Vereinigungen bestätigten ihm, dass seine Arbeit unvergänglich ist. Man darf sich wahrhaftig nicht wundern, wenn Fritz Aichele der Vater der bayerischen Kaninchenzüchter genannt worden ist. Überall im deutschen Lande wurde ihm große Verehrung und Sympathie entgegengebracht.

Aber auch viele schmerzliche Rückschläge, Enttäuschungen und Feindschaften sind Aichele nicht erspart geblieben.
Er wurde gar oft mit Schmutz beworfen. Dieses Verhalten hat ihm bitter wehe getan, denn auch er wusste, dass die Ehre ein Kleinod ist. Er hat Leid tragen müssen, dass Männer, die ihm und seiner Organisation die Treue versprochen haben, untreu geworden sind. Er hat erleben müssen, dass viele seiner treuesten Mitarbeiter, mit denen ihn das Band der Freundschaft in besonderer Weise verbunden hat, durch den Tod von seiner Seite gerissen worden sind.
Eine besondere Tragik seines Lebens war, dass er, der sonst immer kerngesunde Mann, in den letzten Jahren einem Krankheitssturm verfallen war, von dem er sich nicht erholen konnte.

Trotz allem nahm Aichele bis zu seinem Lebensende an den verschiedenen Veranstaltungen regen Anteil. Da und dort im Kreisgebiet Niederbayern hielt er Vorträge über Zucht und Organisation. Gerne vertiefte es sich in die Fachliteratur. Seinen Lebensabend verlebte er in Engertsham bei Fürstenzell, wo er auch am 17. April 1954 ruhig und zufrieden gestorben ist.

Seine letzten Gedanken gehörten seinen Freunden und seiner Organisation. An Fritz Aichele verloren wir einen Menschen, dessen menschliche Größe in der Bescheidenheit lag, der immer bei guter Laune bereit war, seinen Kameraden zu helfen und mit einer seltenen Freundlichkeit im Leben seiner Mitmenschen zur Seite stand.

Aichele hat bis zum allerletzten Tage seines Daseins alle Gedanken und Kräfte seiner ausgeprägten Persönlichkeit
einzig dem von ihm geschaffenen Werke sowie den dafür tätigen Menschen gewidmet. Seine besondere Hingabe galt einerseits der Organisation, andererseits der Förderung des gegenseitigen menschlichen Verständnis innerhalb dieser. Für diese beiden wichtigen Aufgaben war Aichele durch seine Aufgeschlossenheit gegenüber Fortschritten ebenso prädestiniert wie durch das warmherzige Interesse, das er jederzeit allen sozialen und wirtschaftlichen Fragen entgegenbrachte.

Ständig trat das Persönliche zurück hinter die Sache, welcher er dienen wollte. Gerade bei Aichele haben wir fühlen können, wie weit er in allen Fragen der Organisation oder der Zucht hinausgeschaut hat. Aichele konnte mit jedem reden, mit dem Minister und mit dem schlichten Arbeiter; er wusste immer etwas Echtes zu sagen. Selten hat man ihn zögernd gesehen. Was ihn manches Mal zögernd machte, war durchwegs seine große Gewissenhaftigkeit. Was aber Aichele auf das Stärkste bewegte, war die Treue zur Organisation und die ehrliche Kameradschaft zu allen seinen Freunden.

Seine große, eigentlich markante Erscheinung wie seine eben erwähnte gütige Kameradschaft werden uns allen in gleich dankbarer Erinnerung bleiben wie sein Organisationstalent, welches uns in manch kritischer Lage eine wirksame Hilfe war.

Obwohl fast 90 Jahre alt geworden, ist sein Tod für uns Kaninchenzüchter sehr schmerzlich.

Möge jeder von uns bestrebt sein, das von unserem Altmeister Fritz Aichele hinterlassene und übernommene Erbe der Nachwelt würdig zu erhalten.

 


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