Seltene Kaninchenrassen, bzw. Rassen die nicht mehr gezüchtet werden.

Eine große Anzahl unserer heutigen Kaninchenrassen verdanken wir Züchtern, welche sich ein bestimmtes Ziel zur Herauszüchtung einer neuen Rasse gesteckt hatten.
Nicht selten hat auch der Zufall dabei eine Rolle gespielt und es ist etwas ganz anderes entstanden, als dem Herauszüchter eigentlich vorschwebte. Bei anderen Versuchen kam man trotz vieler Anstrengungen nicht zum Ziel.
Im folgenden werden einige Rassen aufgeführt. Sie waren zum Teil schon in früheren Standards anerkannt und sind schon älter als manche unserer heutigen anerkannten Rassen.
Wieder andere kamen über eine kleine lokale Züchtergemeinde nicht hinaus und sind heute ohne jede Bedeutung oder wieder in der Versenkung verschwunden.
Der Reiz, Neues und Seltenes, noch nie da gewesenes zu schaffen, lässt sich jedoch nicht unterdrücken, was die vielen Neuzüchtungen der vergangenen Jahre beweisen.

Das Augsburger Fehkaninchen.

Diese Rasse entstand, wie sein Name schon sagt, in Augsburg. Der bayerische Züchter Georg Deininger in Augsburg hat sie in den Jahren kurz nach dem ersten Weltkrieg aus Havannakaninchen und eisengrauen Tieren herausgezüchtet.
Sei Zuchtziel war das selbe wie das des Düsseldorfer Züchter K. Hoffmann, nämlich die Perlung des sibirischen Feh-Eichhörnchens, welche dem Marburger Feh noch fehlte, durch die entsprechende Kreuzung anzuzüchten.
Das Augsburger Fehkaninchen zeigte gegenüber dem Düsseldorfer Perlfeh in der Farbe einige Unterschiede.
Die Deckfarbe war weniger geperlt, dafür kam die Fehfarbe mit rotbraunem Ton mehr zur Geltung. Auch die weiße Bauchdeckfarbe war dunkel im Gegensatz zum Perlfeh, wo sie beim hellen Farbenschlag weiß ist.
Das gleichlaufende Zuchtziel dieser beiden Fehkaninchenarten hat dann die Standardkommission bei der Neuaufstellung der Reichsbewertungsbestimmungen im Jahre 1936 veranlasst, beide Rassen unter der Bezeichnung "Perlfeh" zusammenzulegen.
Die geringe Verbreitung berechtigte zu dieser Maßnahme und heute gibt es keine Düsseldorfer und Augsburger Feh mehr, sonder beide Arten laufen unter dem Namen "Perlfeh".

Das Deutsche Landkaninchen

Obwohl sie eine der ältesten Scheckenrassen war, befasst sich heute kein Züchter mehr mit dieser Rasse.
Seine Heimat war Belgien, wo es als Belgisches Landkaninchen bekannt war. Es erreichte dort ein Gewicht von 4 kg, während es bei uns etwa das Gewicht des Deutschen Riesenschecken-Kaninchen hatte.
Im Jahre 1892 wurde es von Altmeister Lorenz Todt in Mühlheim, aus Belgien eingeführt und besonders in der Krefelder Gegend gezüchtet.
Das Deutsche Landkaninchen gehörte mit zu den Stammeltern unseres Deutschen Riesenschecken-Kaninchens. Das charakteristische Merkmal beim Deutschen Landkaninchen war der fehlende Schmetterling, es war blanknasig. Vom Deutschen Landkaninchen wurde eine etwas feinere Knochenbildung gewünscht, welche dann auch ein etwas geringeres Körpergewicht bedingte. Sonst bestand zwischen beiden Scheckenrassen kein Unterschied.
Das Gewicht schwankte zwischen 4,5 und 5 kg. Der Körperbau war, abgesehen von dem etwas schwächeren Knochenbau, ebenfalls der des Deutschen Riesenschecken-Kaninchens.
Das Fell wurde gut dicht im Haar mit dichter Unterwolle verlangt.

Anerkannt waren die Farbenschläge schwarz-weiß und blau-weiß, von welchen sich allerdings nur der schwarze Schlag behaupten konnte. Die Zeichnung bestand aus den Augenringen, Ohrenansatz, Aalstrich und der Seitenzeichnung
Die Zucht war genauso interessant wie die der heutigen Scheckenrassen, obwohl durch das Fehlen des Schmetterlings weniger Zeichnungsfehler auftraten.
Infolge der geringen Verbreitung ist die Rasse seit einigen Jahrzehnten nicht mehr anerkannt und deshalb auch verschwunden.

Das Großfehkaninchen

Es handelte sich hier um ein Riesenkaninchen, welches sich vom grauen Deutschen Riesenkaninchen nur in der Farbe unterschied. Die Farbe war blaugrau. Diese Farbe stellte jedoch nichts Neues dar, denn diese Farbe war bereits aus den Anfängen der Haustierwerdung des Kaninchens bekannt.
Die Reinzucht dieses Farbenschlages wurde im Rheinland in Honnef am Rhein und auch in Norddeutschland in der Gegend um Lübeck herum betrieben. Später fanden diese Tiere auch im übrigen Reich Verbreitung und bis zur Neubearbeitung der Reichsbewertungsbestimmungen wurde sie auch als Rasse " Honnefer Riesenfeh " geführt. Seit dem Standard von 1936 finden wir sie als blaugraue Wiener, wo sie als mittelgroße Rasse auch hingehören. Durch Einkreuzung von Blauen Wienern wurde unter Beibehaltung der Farbe die Form verbessert. Die Bezeichnung "Großfeh" war sowieso abwegig, weil die blaugraue Farbe nicht als Fehfarbe angesprochen werden konnte. Der bläuliche Ton sollte überwiegen, dunkle Tier waren gleichwertig. Die gräulichen Deckhaare hatte dunklere Spitzen, die gleichmäßig verteilt sein sollten. Innenseite der Läufe und Kinnbacken waren weiß, der Keil bräunlich. Die Unterfarbe, am Bauch, war bläulichgrau, die Krallen dunkel. Wie beim Grauen Wiener-Kaninchen lag auch bei diesem Farbenschlag der Schwerpunkt darin, die Wienerform noch besser herauszubringen.

Das Husumer Blauaugenkaninchen.

Ein Schecken-Kaninchen ähnlich wie das "Weiße Hototkaninchen", jedoch eine ältere Züchtung, war das "Husumer Blauaugen-Kaninchen".
Der damals bekannte Züchter Hermann Ziemer in Arnstadt in Thüringen, welcher früher in Husum wohnte, hatte diese Rasse herausgezüchtet. Wie der Name sagte, handelte es sich hier um blauäugige Tiere, während die " Weißen Hotot" braune Augen aufwiesen. Das Ziel von Ziemer war, ein weißes Kaninchen mit blauen Augen zu züchten. Seine Zuchtversuche verliefen in die Zeit um die Jahrhundertwende, also zu einer Zeit, wo es noch keine "Weißen Wiener" gab. Letztere sind bekanntlich erst im Jahr 1907 durch den Wiener Züchter Mucki herausgezüchtet worden.
Die Ziemscher Tiere hatten schon ganz beachtliche Fortschritte gemacht, denn die Zeichnung war zum Teil schon so weit zurückgezüchtet wie bei den Hotot. Nur ein breiter Augenring ließ noch die dunkle Farbe in Erscheinung treten. Der erste Weltkrieg nötigte jedoch Ziemer, die Zucht aufzugeben und heute haben wir mit den "Weißen Wienern" eine Rasse mit blauen Augen.

Das Lohsilberkaninchen

In den Jahren 1921 bis 1922 entstand gleichzeitig in Berlin und Stade aus einer Kreuzung von Großsilber- und Schwarzloh-Kaninchen das "Lohsilberkaninchen".
Als Herauszüchter galten die Züchter Karl Kosmiel in Halle an der Saale und Karl Hueg in Stade. Diese hübsche Rasse wurde damals in den Standard aufgenommen und auch einige Jahre besonders auf mitteldeutschen Schauen gezeigt.
Es handelte sich um eine mittelgroße Rasse im Gewicht von 3 bis 4 kg. Bei einem leicht gedrungenen Körper. Die Zeichnungsmerkmale waren dieselben wie beim Schwarzloh, nur mit dem Unterschied, dass an Stelle der reinschwarzen Deckfarbe eine weiß gesilberte Decke trat. Häufig war die Decke auch mit lohfarbigen Haaren durchsetzt, welche jedoch den Wert der Tiere und das Farbbild nicht herabsetzten. Die Lohfarbe war beim Lohsilber naturgemäß nicht so intensiv ausgeprägt wie beim Lohkaninchen und wie sie beim Schwarzloh am schönsten in Erscheinung tritt. Die Bauchfarbe war recht matt. Es war ein Schwarzloh mit Silberung, welche in mittlerer Schattierung gewünscht wurde. Trotz aller Anstrengungen der Herauszüchter kam jedoch die Rasse über ihre Heimat nicht hinaus und ist heute völlig von der Bildfläche verschwunden

Das Opossumkaninchen

Diese Rasse hatte ebenfalls den Vorrang, im Standard aufgeführt zu sein, ohne auf den Schauen gezeigt zu werden.
Es war wohl zugleich auch die schwierigste Imitationszucht mit dem Ziel, ein Kaninchenfell zu schaffen, welches eine Nachahmung der drei Arten des amerikanischen, des Blauen Tasmania- und des australischen Opossum-Pelzes darstellen sollte. Die Schwierigkeiten, welche in der Haarkräuselung lagen, waren hier weit größer als bei der Fuchsimitation.
Für die Herauszüchtung des Opossum-Kaninchens hatte sich in den 20 er Jahren des 20. Jahrhunderts besonders der bekannte Züchter Lehrer Georg Thomas, damals in Altenweddingen, in Langenweddingen Kreis Magdeburg, hervorgetan. Auch der Züchter Ulrich aus Kassel war ein eifriger Verfechter dieser für die Pelzwarenindustrie besonders beachtungswerten Neuzüchtung.
Ende der 20 er Jahre waren bereits einige ziemlich gute Tiere von Lehrer Thomas bekannt, so sein Tasmania-Blau-Opossun-Kaninchen, sein Australisches Opossum- und sein Amerikanisches Opossum-Kaninchen. Es waren Kaninchen mit einem großen Fell im Gewicht von 5 kg. In der Farbe waren diese Tier wohl dem echten Opossumpelz sehr ähnlich, doch fehlte vielfach eben bei den Herauszüchtungen die typische Haarkräuselung und deren konstante Vererbung. Bei diesen erwähnten Ersatzzüchtungen handelte es sich also nur um Ansätze, welche außer der Farbe nur eine geringe Ähnlichkeit mit der gekräuselten Behaarung des echten Opossum aufzuweisen hatten. Das einzige Tier, welches in der Haarstruktur befriedigte und auch in der Haarlänge dem echten Opossum entsprach, wurde später von dem Züchter Friedrich Joppich in Boberg bei Hamburg herausgezüchtet. Durch Zufall war es aus der Zucht der Deutschen Wollrexe - Deutsches Kurzhaarkaninchen - hervorgegangen. Leider war aber auch dieser Rammler ein Blender, welche die ihm eigene Behaarung nicht weiter vererbte. Das Opossum-Kaninchen ist daher bisher, wie so manche andere Rasse welche ein Edelpelzfell nachahmen sollte, ein Traumbild geblieben.
Das ist in der Fellveredelungsindustrie weit besser geglückt. Diese ist mit ihren Seal-, Biber-, Nutria-, Skunks-, Zobel -und Nerzveredelung dem jeweils echten Fell gleichen Namens täuschend nahe gekommen.
Während die Natur der Züchterkunst ein Halt setzt, scheint die Technik noch manches Wunder zu vollbringen.

Das Goldlohkaninchen

Diese war auch als Karlsbader Goldloh bekannt.
Herauszüchter war der Züchter Friedrich Mader in Karlsbad. Auch diese Neuheit wurde nur in wenigen Exemplaren gezeigt und ist über die Anfänge nicht hinausgekommen. Die Goldloh waren nicht zu verwechseln mit den Braunloh, sondern hatten eine fuchsig-rote Deckfarbe. Vermutlich waren es Rückschläge auf die bei den Schwarzloh früher vorgenommene Kreuzungen mit Hasenkaninchen. Mit dieser Einkreuzung sollte die Lohfarbe verbessert werden. Dabei wurde jedoch die Form verschlechtert und auch die braun durchsetzte Decke war eine Folge dieser Paarung.
Da bei den Goldloh jeder Farbkontrast fehlte, fand diese Neuheit keine Verbreitung.

Deutsches Kurzhaarkaninchen (Wollrex)

Es ist oft eigenartig, dass ein und dieselbe Züchtung in verschiedenen Ländern fast zu gleicher Zeit in Erscheinung tritt, ohne dass die daran arbeitenden Züchter von ihrer Arbeit wissen.
So war dies der Fall bei Aufkommen des Deutschen Kurzhaarkaninchens und der Kurzhaarkaninchen französischer Herkunft, welche ja als Castorrex (Biberkönig) bekannt geworden sind. In der Nähe von Lübeck wurden im Jahre 1926 mehrere solcher kurzhaarigen Tiere bei einem unorganisierten Kaninchenhalter angetroffen, der diese an den bekannten Züchter Friedrich Joppich in Boberg bei Hamburg verkaufte. Joppich stellte dann auch fest, dass zwischen dem Kurzhaarkaninchen französischer Herkunft und dem deutschen in der Haarstruktur Unterschiede bestanden, was durch eine spätere Verpaarung dieser beiden Arten auch bestätig wurde.
Beim Deutschen Kurzhaarkaninchen war eine leichte Kräuselung der Haare festzustellen, das Haar hatte eine sehr wollige Beschaffenheit, welche beim Castorrex fehlte. Diese besondere Haarstruktur brachte den Tieren die Bezeichnung Wollrexe. Später wurden sie dann
Deutsche Kurzhaar genannt. Die Zucht dieser Deutschen Kurzhaarkaninchen untereinander ergab dieselbe Nachzucht wie die Elterntiere, die gekräuselte Behaarung wurde weitervererbt. Wurden dagegen dieselben mit Kurzhaarkaninchen französischer Herkunft verpaart, so fiel die Nachzucht eigenartiger weise normalhaarig aus. Dadurch war erwiesen, dass die beiden Kurzhaarfaktoren nicht durch die selbe Mutation entstanden sind, sondern auf völlig verschiednen Erbformeln beruhten.
Die Deutschen Kurhaarkaninchen haben jedoch keine größere Bedeutung erreicht, wurden vielmehr von unserem heutigen Rexkaninchen völlig verdrängt.

 

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